Au Backe, war das gestern mal wieder ein Tiefpunkt des fußballerischen Schaffens der Angestellten des Aushängeschildes des brandenburgischen Fußballs.
Nachdem ich am Montag kurzfristig gefragt wurde, sagte ich meine Teilnahme am Besuch der veltins-Arena zu. Stehplatzkarten konnten nicht reserviert werden, also wurden zwei Sitzplätze im eigentlichen Gästeblock gebucht.
Start also Dienstag 18:00 Uhr ab Hauptbahnhof Essen. Noch schnell ein paar Hähnchenkeulen für unterwegs und rein in die überfüllte Regionalbahn nach Gelsenkirchen.
Schön ist ja, wenn in den Wagen die Türen nicht benutzbar sind. Vor allem, wenn vorher alle von rechts eingestiegen waren, der Ausstieg aber links erfolgen soll. Juhu - blau-weisse Polonaise bis zur nächsten funktionierenden Tür
Umso entspannter dann die Fahrt mit der Straßenbahn zur Arena. Weil es so urig und echt gemütlich war, rollten leere Bier- und sonstige Flaschen kreuz und quer, Zigaretten und Zigarillos erfüllten die Bahn mit aromatischen Düften.
An Haltestellen und um das Stadion war eine kleine Armee damit beschäftigt, Leergut einzusammeln und diese Sekundärrohstoffe dem Wirtschaftskreislauf wieder zuzuführen. Unsere letzten Hähnchenschenkel wurden auch mit gierigen Blicken bedacht
Noch schnell zwei Pilsgen und nen Kümmerling pro Näse und dann den richtigen Block und den richtigen Eingang finden.
Leichter gesagt als getan, denn der Einlassordner zum Gästestehblock starrte nur auf unsere Tickets und schien der Situation und unseren Fragen, ob wir hier richtig seien, nicht gewachsen. Ein etwas übergeordneter Ordner konnte dann das Problem dahingehend lösen, dass wir am falschen Eingang standen
Eine weitere Viertelstadionrunde weiter gings dann endlich rein - eine der nachlässigsten Kontrollen, die ich in den letzten 10 Jahren erlebte. Drinnen dann erstaunliche nicht existente Schlangen am Bier- und Wurststand. Dafür um so größer die Menschentraube an den Kassen und Aufladestationen der "Knappenkarte", mit welcher alle Deals im Stadion ablaufen.
Seit gestern bin ich auch stolzer Besitzer einer Knappenkarte. Als bedingungsloser Optimist nach den letzten Wochen habe ich auch noch ein Restguthaben von ca. 5 € draufgelassen für nächste Saison
.
Zu dem, was dann in der Turnhalle seitens der Aktiven geboten wurde, braucht man nicht mehr viel zu sagen. Vermutlich hatten die Energetiker in der Vorbereitung auf dieses Spiel zu viel Basketball gespielt, denn man liess die zu Beginn durchaus verunsichert wirkenden Schalker ohne ersichtliche Gegenwehr und fast ohne jeglichen Körperkontakt mehr und mehr an Selbstbewußtsein und Ballsicherheit gewinnen.
Da die Gastgeber aber zunächst weiter ihre seit Wochen unterirdische Chancenverwertung zeigten, zeigten die Energetiker als nette Gäste den Knappen 1,5 mal, wie man den Gerhard Tremmel überwinden kann.
Scheinbar hatten einige in Signalorange beim 1:0 die Kopfballstärke eines gewissen Herrn Bordons als Berichte aus der guten alten Zeit gehalten, weshalb gleich drei Mann stattdessen dem einlaufenden Sportfreund Westermann hinterherrannten und den Marcello am langen Pfosten mutterseelenallein liessen. Als der dann aber parallel zum statt direkt ins Tor köpfte, konte dessen Landsmann Vragel "Der Schlächter" da Silva das Elend der verpassten Schalker Chancen nicht mehr länger mit ansehen und drückte den Ball selber über die Linie.
Damit auch der Kevin ja den Ball am Gerhard vorbeibringen würde, hielt einige Minuten später Sportskamerad Cvitanovic seinen Fuß gleich mit hin - 2:0. Ich weiß bis jetzt immer noch nicht so genau, ob es nun ein Eigentor, eine Co-Produktion oder doch die Fußspitze von Kevin "Chancentod" Kuranyi war.
Spätestens jetzt stellten die Cottbuser jegliche Bemühungen in Richtung Schalker Strafraum ein.
Wir disskutierten inzwischen mit drei Nürnberger Fußballfans neben uns die Vorteile eines verschliessbaren Stadiondachs bei Aprilwetter
und genossen die nächsten Pilsetten.
Nach dem 4:0 war dann eigentlich auch bei Schalke der Riemen runter. Der Schiri hätte ruhig schon nach 60 Minuten abpfeifen können.
Von ringsrum kamen schon seit geraumer Zeit nur noch Mitleidsbekundungen ob unserer noch vermuteten 500 km Rückfahrt sowie aufmunternde Worte, dass es Energie schon noch schaffen würde mit dem Klassenerhalt. Ideal wäre doch der Abstieg der Zebras aus Duisburg, der Bielfelder Arminen und natürlich sollten sich Energie, Hansa und der Club doch möglichst noch so anstrengen, dass die verhassten Pokalfinalisten aus Lüdenscheid Nord doch noch absteigen mögen.
Auf die Sekunde genau erfolgte dann der Abpfiff.
Auf dem Rückweg nach Oberhausen hatte ich noch lustige Gespräche mit Slomkagegnern und Slomkabefürwortern. Eine repräsentative Mehrheit war der Meinung, dass Manager Müller eigentlich auch gleich hätte gehen sollen.
Die Vereinsoberen Schmusenberg und Tönnies gehörten schon lange dahin wo der Pfeffer wächst.
Kristajic ist sowieso ein Blinder, der Herr Ernst in den Augen vieler noch immer ein Bremer usw.
Es war beruhigend zu hören, dass die gleichen Disskusionen überall stattfinden.
Einer sagte sogar, er wünschte sich einen Typen wie den Geyer nach Schalke, damit die Jungs mal richtig laufen lernen
Einziger Trost für mich an diesem Abend war der späte Siegtreffer der Werderaner in Rostock.
Also Mund abwischen und Hansa geschlagen, dann kann es schon fast reichen.
Sport frei!