Autor Thema: Vorwahlen in den USA  (Gelesen 9359 mal)

Offline Micha

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Vorwahlen in den USA
« am: 13. Februar 2008, 11:12 »
Nachdem Barak Obama gestern wieder drei Staaten bei den Vorwahlen der Demokraten deutlich für sich entscheiden konnte, liegt er wohl erstmals vorne bei der Anzahl der Delegierten. Persönlich tendiere ich vielleicht auch zu dem etwas liberaleren Obama, letztendlich ist es aber auch nur die Vorwahl der Delegierten, die dann den Kandidaten benennen, der die eigentliche Präsidentschaftswahl am 4. November bestreitet.
Dass Obama jetzt die Führung übernommen hat, ist nach den Umfrage-Ergebnissen im Dezember und den deutlichen Siegen von Hillary Clinton in den "großen" Staaten California und New York vielleicht etwas überraschend. Nicht wenige Wahlanalysten vermuten hier wieder so etwas wie eine "Underdog-Sympathie". Allerdings hatten die Strategen hinter Obama nach dem Super-Tuesday schon verlautbart, dass dieser Rückstand (zum damaligen Zeitpunkt) geringer als erwartet war und sicherlich aufholbar wäre. Dies scheint sich nun zu bestätigen.

Aktuelle Ergebnisse gibt es übrigens immer zum Beispiel bei der New York Times. Die NY Times zählt übrigens sehr zurückhaltend; nur wirklich feststehende Delegierte werden berücksichtigt. Daher noch der Rückstand von Obama auf Clinton zum jetzigen Zeitpunkt. Es werden aber auch die Zahlen von AP herangezogen, die etwas offensiver auch prognostizierte Delegaten aufaddieren. Etwas unsicher bleiben die Zahlen natürlich immer, denn es gibt ja noch die sogenannten Super-Delegaten, die nicht gewählt werden, sondern von den Parteien ernannt werden (eine Art "Ehrenamt für Verdienste um die Partei"). Und deren Stimme (Hillary oder Obama) eben nicht durch eine Wahlentscheidung festgelegt ist.

Bei den Republikanern ist das ganze wohl etwas klarer: hier scheint sich der Vietnam-Veteran John McCain durchzusetzen. Und damit hätten die Republikaner den wohl liberalsten Kandidaten seit langem aufgestellt. Er ist auch nicht unbedingt der beliebteste in der Partei, aber anscheinend beim Volk.
"Ich weiss, wo der Geist krepiert und wo sein Aas,
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Karl Kraus

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Re: Vorwahlen in den USA
« Antwort #1 am: 15. Februar 2008, 11:48 »
Hab gerade einen recht lustigen Artikel im amerikanischen Satire-Magazin The Onion entdeckt.

Tenor des Artikels: wir wollen keinen weiteren schwarzen Präsidenten!

In die Regierungszeiten der bisherigen fiel zum Beispiel der weltbedrohliche Meteoriteneinschlag von 1998 ("Deep Impact"). Nicht dass Präsident Morgan Freeman direkt dafür verantwortlich gemacht werden könnte; Fakt bleibt, dass in seiner Amtszeit fast die gesamte Ostküste zerstört wurde. Drei Jahre später wurde Präsident David Palmer ins Amt gewählt (Serie "24"). Die Vereinigten Staaaten wurden in seiner Amtszeit mehrmals von Terroristen bedroht, die u.a. nicht weniger als vier Atombomben in die USA einschmuggelten. Mehr als bei jedem weißen Präsidenten zuvor. Chris Rock schliesslich machte das Weiße Haus sogar fast lächerlich mit seinem Slogan ("The only thing white is the house"). Sein Staatenvorsitz ("Head Of State") wurde hierzulande manchmal kolportiert unter der Überschrift "Das Weiße Haus sieht schwarz". Zugegebendermaßen gibt es auch einen kompetenten, schwarzen Präsidenten zu erwähnen, den riesenhaften Tiny Lister alias Präsident Lindberg. Er konnte mit Hilfe eines Taxifahrers den Schurken Dr. Zorg in die Schranken verweisen. Aber das passiert erst in über 200 Jahren und deswegen sollten die Amerikaner erst mal Kevin Kline wiederwählen.

Der ganze Artikel: Do We Really Want Another Black President After The Events Of Deep Impact?
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Re: Vorwahlen in den USA
« Antwort #2 am: 28. Juli 2008, 22:52 »
Nachdem sich B. Obama letzte Woche uns (?) in Berlin präsentiert hat, sollte ich vielleicht mal erwähnen, dass im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf natürlich nicht nur Obama und McCain stecken. Eine Übersicht findet ihr unter Wikipedia zur Präsidentschaftswahl. Natürlich sind alle Kandidaten der "kleinen" Parteien bzw. die parteilosen komplett chancenlos. Aber vielleicht erinnert sich noch jmd an Ross Perot, der 1992 fast 20% der Stimmen erhielt (aber keine einzige Wahlmännerstimme).

Ein recht interessanter unter den "Chancenlosen" ist Ralph Nader, ein linksalternativer Verbraucheranwalt, der parteilos antritt. Sehenswert sind übrigens seine Wahlspots auf seiner Wahlkampfseite http://www.votenader.org/ (Englisch-Kenntnisse von Vorteil).

Um aber mal die Dimensionen im amerikanischen Wahlkampf zu verdeutlichen: Nader bittet auf seiner Homepage um Spenden, um $100,000 Dollar zu erreichen, damit er sich zu den Wahlen im November anmelden kann. Die Unterschriften in den einzelnen Staaten scheint er zu bekommen. Obama hat bisher ca. 350 Millionen (!!!!) Dollars gesammelt.
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