Deutsche Bahn strebt Weltherrschaft an
Seit Monaten fragen sich die Bürger: Was ist nur mit der Bundesbahn los? Diese ständigen Verspätungen hat es doch sonst nie gegeben! GLASAUGE, das Magazin für Verschwörungen und ungeschützten Verkehr, weiß: Streikverhandlungen und anderer nutzloser Schwachsinn sind nur perfide Finten.
Was der kleine Mann auf dem Gleis nicht ahnt: Im Juli wurde die Werbeagentur „Swinger & Nairobi & und der andere Typ mit der Glatze“ damit beauftragt, die „größte Kampagne seit der chinesischen Kulturrevolution“ im Auftrag der Deutschen Bundesbahn zu entwickeln. GLASAUGE liegt ein geheimes Dossier über die Pläne vor:
„Projekt Höchste Eisenbahn“
Zielsetzung: Deutsche Bahn AG soll weltweit wiedererkennbare Marke werden, so wie Coca-Cola, die Grippe oder Josef Stalin. Kampagnen-Vorschläge:
1) Klassische Lösung: Werbespots mit zufriedenen Bahnkunden drehen. Dann in Österreich, Polen und Kuwait einmarschieren, Ölquellen besetzen, Regimekritiker mundtot machen, Atombomben organisieren, Hartmut Mehdorn zum Gottkaiser von Frankfurt und den USA ernennen, Flugzeuge, Autos und Fahrräder weltweit verbieten etc pp. (bei Steven Spielberg wg. Werbeclip anfragen. Bräuchen noch Luftballons und bunte Fähnchen für Mehdorns Krönung!)
2) ADC-preisverdächtige Lösung: Guerilla-Marketing. Die Deutsche Bundesbahn galt bislang als ultraverlässlich, kostengünstig - und leider auch etwas langweilig. Versuche, das zu ändern (Fahrpreiserhöhungen, Bahn-Card Xstrange, herabfallende Pfeiler im Berliner Hauptbahnhof), scheiterten in der Vergangenheit. Lösung: Die Bahn muss nach außen kommunizieren, dass sie ein total verrückter unzurechnungsfähiger Haufen ist. Gewissermaßen der Pete Doherty unter den Verkehrsmitteln. Neues Image für Lokführer entwickeln. Kein Kind soll mehr den Wunsch verspüren, Zuglenker werden zu wollen. Streiks wie Punkkonzerte organisieren. (Celebrity Death Match zwischen Mehdorn und Schell? Für beide auf jeden Fall schon mal eine Kur beantragen!)
3) Vollkommen durchgeknallte Lösung: Gutes innerbetriebliches Arbeitsklima schaffen. Dann und wann eine angemessene Lohnerhöhung für die Angestellten. Deren Zufriedenheit überträgt sich auf die Kundschaft. Idee: in den Zügen Rückzugsmöglichkeiten für Reisende schaffen, wo man essen darf (so genannte „Restaurants“). Mehr Toiletten.
Ergebnis: Der Kunde hält Lösung 1) zwar für die beste, hat aber etwas gegen Steven Spielberg einzuwenden. Lösung 3) empfindet der Kunde als „ungeheure Frechheit von bestussten Werbefuzzis, wo kommen wir denn da hin?“. Bleibt immerhin Lösung 2). Aber kommen wir damit durch?