Wenn man den Königsmord an Ede Geyer vom 22.11. vergangenen Jahres durch die Vereinsoberen noch als Kurzschlußreaktion auf den drohenden freien Fall in die Bedeutungslosigkeit des Semiprofitums in der Regionalliga ansehen konnte, um aufgebrachten und besorgten Fans und Sponsoren vorzugaukeln, daß Krein und Stabach das Heft des Handelns fest in der hand halten und die Geschicke des Vereins voll im Griff haben, so bleibt dem neutralen Beobachter ob der Entwicklungen der folgenden 6 Wochen verblüfft der Mund offen; den eingefleischten Fans der Lausitzer Multi-Kulti-Kult-Kicker dürften die Haare zu Berge stehen, wenn er sich selbige noch nicht vor Verzweiflung ausgerissen hat.
Was ist aus dem symphatischen Emporkömmling kurz hinter der polnischen Grenze geworden, der mit seinem charismatischen Feldwebel-Taktiker als Galionsfigur vor 10 Jahren zum Sturm durch die deutschen Fußballigen ansetzte.
Der mit vermeintlich seriöser Wirtschafterei jedes Jahr Dutzende low-budget-Spieler aus aller Herren Länder zum Konditionstraining durch den Eliaspark bat, Dutzende von ihnen wieder von dannen schickte und denoch unaufhaltbar einem Platz neben dem who is who der deutschen Kickerelite anstrebte und das Unmögliche mit mittelmäßigen Fußballarbeitern auch erreichte?
Was ist geworden aus der "Hölle des Ostens", der Festung Stadion der Freundschaft mit seinen chaotisch-symphatisch-provinziellen Fans, die ein zweiter Grund für deutschlandweite Symphatiewellen waren?
Vorbei, verweht, nie wieder.
Im Januar 2005 stehen die Macher des FC Energie Cottbus vor einem Scherbenhaufen, der Kopf des Cäsaren hat weder bei der Legionärstruppe neue Impulse freigesetzt noch neue Hoffnung und Begeisterung unter den Fans anfachen können.
Sponsoren und Geldgeber, die sich im Erfolg gerne feiern liesen, holen ebenfalls die große Keule heraus um alte Rechnungen zu begleichen, und fordern, sich an Dortmund und Karlsruhe Beispiele nehmend, eine Vereinspolitik nach ihrem Gutdünken.
Spieler verlassen das sinkende Schiff, von dessen Fahrt in eine goldene Zukunft sie trotz Abstiegsgefahr noch im alten Jahr felsenfest überzeugt waren.
Bleibt zu hoffen, daß durch die Abgänge wenigstens wirtschaftlich die Lichter noch einmal am Leuchten erhalten werden konnten und den verbleibenden Kickern wieder die vertraglich garantierten Gehälter überwiesen werden können. Die Mannschaft sollte noch immer stark genug sein, um die Klasse zu halten.
Wenn ich mir aber vorstelle, mir würde auf Monate hinaus 30% meines Gehalts vorenthalten - meine Arbeitsmoral und -motivation würden auch mit jedem Monat abnehmen.
Ich hoffe, daß es gelingt, eine handlungsfähige Vereinsführung mit Fußballsachverstand und wirtschaftlichem Durchblick aufzubauen und den sportlichen Gau abzuwenden.
Das kann allerdings nur funktionieren, wenn Verantwortliche, Geschäftspartner (Sponsoren) und Fans endlich begreifen, daß Energie eben nicht auf einer Stufe mit Bayern, Gladbach oder oder oder steht und wohl auch
nie eine solche Stellung einnehmen wird (außer Herr Abramowitsch hat einen Bruder, der ein paar Dollar partut in der Lausitzer Tagebaulandschaft anlegen will
).
Ich wünsche den Cottbusern, daß sie nicht wieder zu dem werden, was sie eigentlich immer nur waren, ein unbedeutender Provinsklub irgendwo kurz hinter der polnischen Grenze.