Autor Thema: Nachtgarten  (Gelesen 13620 mal)

Offline Sylke

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Nachtgarten
« am: 07. Oktober 2009, 23:00 »
Für die nachtaktiven Tierchen jetzt (lose) allnächtlich ein wenig Kultur:

Lunas Traurigkeit
Heut nacht liegt Luna träg und traumgebannt,
Wie eine schöne Frau, vom Pfühl umschmeichelt,
Die sich, vom Schlummer fast schon übermannt,
Noch sanft und träumerisch den Busen streichelt.

Auf der Lawine Kissen seidenglatt
Hat sie sich langer Ohnmacht hingegeben
Und hebt den Blick zum Himmel sterbensmatt,
Wo Traumgesichte, weiss wie Blüten, schweben.

Wenn heimlich dann in ihrem müssigen Sehnen
Sie eine erdwärts rinnen lässt der Tränen,
Dann nimmt ein Dichter, der dem Schlaf entronnen,

In hohle Hand die Zähre bleich und fahl
Und birgt ihr Leuchten, flimmernd wie Opal,
An seinem Herzen vor dem Blick der Sonnen.


Charles Baudelaire, "Les Fleurs du Mal-Die Blumen des Bösen"
« Letzte Änderung: 07. Oktober 2009, 23:02 von Sylke »
Es wird wirklich Zeit, dass am 21.12.2012 die Welt untergeht!

Offline Sylke

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Re: Nachtgarten
« Antwort #1 am: 08. Oktober 2009, 21:46 »
Helle Nacht


Weich küßt die Zweige
der weiße Mond.
Ein Flüstern wohnt
im Laub, als neige,
als schweige sich der Hain zur Ruh:
Geliebte du -

Der Weiher ruht, und
die Weide schimmert.
Ihr Schatten flimmert
in seiner Flut, und
der Wind weint in den Bäumen:
wir träumen - träumen -

Die Weiten leuchten
Beruhigung.
Die Niederung
hebt bleich den feuchten
Schleier hin zum Himmelssaum:
o hin - o Traum - -

Richard Dehmel
Es wird wirklich Zeit, dass am 21.12.2012 die Welt untergeht!

Offline Sylke

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Re: Nachtgarten
« Antwort #2 am: 10. Oktober 2009, 22:46 »
Komm, Trost der Welt, du stille Nacht


Komm, Trost der Welt, du stille Nacht!
Wie steigst du von den Bergen sacht,
Die Lüfte alle schlafen,
Ein Schiffer nur noch, wandermüd’,
Singt übers Meer sein Abendlied
Zu Gottes Lob im Hafen.

Die Jahre wie die Wolken gehn
Und lassen mich hier einsam stehn,
Die Welt hat mich vergessen,
Da tratst du wunderbar zu mir,
Wenn ich beim Waldesrauschen hier
Gedankenvoll gesessen.

O Trost der Welt, du stille Nacht!
Der Tag hat mich so müd’ gemacht,
Das weite Meer schon dunkelt,
Laß ausruhn mich von Lust und Not,
Bis daß das ew’ge Morgenrot
Den stillen Wald durchfunkelt.


Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff
Es wird wirklich Zeit, dass am 21.12.2012 die Welt untergeht!

Offline Sylke

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Re: Nachtgarten
« Antwort #3 am: 11. Oktober 2009, 21:50 »
Das hat die Sommernacht gethan

Die Nacht ist keines Menschen Freund -
Was flüsterst du von Treue?
Der Mond verblaßt, der Morgen graut ...
Am Bette sitzt die Reue.

Die Reue ist ein häßlich Weib
Und möcht' mich wohl verderben -
Reiß mir das Herz nicht aus dem Leib,
Ich will ja noch nicht sterben.

Mein Blut ist heiß, dein Mund so süß ...
O Gott, wie kannst du küssen!
Das hat die Sommernacht gethan,
Daß wir versinken müssen.


Anna Ritter (1865-1921)
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Offline Phillip

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Re: Nachtgarten
« Antwort #4 am: 11. Oktober 2009, 22:57 »
hej gibts die sommnernacht auch auf portugiesisch ?  :P
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Offline Sylke

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Re: Nachtgarten
« Antwort #5 am: 12. Oktober 2009, 11:51 »
Phillip!!!!! :D
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Offline Phillip

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Re: Nachtgarten
« Antwort #6 am: 12. Oktober 2009, 12:56 »
o que é que     :P
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Offline Sylke

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Re: Nachtgarten
« Antwort #7 am: 13. Oktober 2009, 22:11 »
Beim Schlafengehen
Nun der Tag mich müd gemacht,
Soll mein sehnliches Verlangen
Freundlich die gestirnte Nacht
Wie ein müdes Kind empfangen.

Hände laßt von allem Tun,
Stirn vergiß du alles Denken,
Alle meine Sinne nun
Wollen sich in Schlummer senken.

Und die Seele unbewacht
Will in freien Flügen schweben,
Um im Zauberkreis der Nacht
Tief und tausendfach zu leben.

H.Hesse

[youtube=425,350]http://www.youtube.com/watch?v=b2rps_3n92k[/youtube]
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Offline Sylke

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Re: Nachtgarten
« Antwort #8 am: 24. Oktober 2009, 23:03 »
Zur Nacht


Vorbei der Tag! Nun laß mich unverstellt
Genießen dieser Stunde vollen Frieden!
Nun sind wir unser; von der frechen Welt
Hat endlich uns die heilige Nacht geschieden.

Laß einmal noch, eh sich dein Auge schließt,
Der Liebe Strahl sich rückhaltlos entzünden;
Noch einmal, eh im Traum sie sich vergißt,
Mich deiner Stimme lieben Laut empfinden!

Was gibt es mehr! Der stille Knabe winkt
Zu seinem Strande lockender und lieber;
Und wie die Brust dir atmend schwellt und sinkt,
Trägt uns des Schlummers Welle sanft hinüber.

Theodor Storm
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Offline Phillip

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Re: Nachtgarten
« Antwort #9 am: 25. Oktober 2009, 01:44 »
hach, mit diesen zeilen auf den lippen kann man ja beruhigt in morpheus arme sinken.

gute nacht
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Offline Sylke

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Re: Nachtgarten
« Antwort #10 am: 25. Oktober 2009, 13:52 »
Schön, d. die die genannte Literrrrraturrrr zu einem erholsamen Nachtschlaf verhilft!
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