Enttäuschung
Weltuntergang fällt schon wieder aus
Was ist nur los auf der Welt? Pazifisten tragen "I love CIA"-Shirts, AKWs gefährden die Gesundheit nicht stärker als ein Kur-Aufenthalt, und die Iraker schicken die Islamisten früher nach Hause als die GIs. Jetzt können uns nur noch die Schwulen den Untergang bringen.
Den Anfang vom Ende der Weltuntergangsszenarien 2007 machten die amerikanischen Geheimdienste. Sie verkündeten eine Neuigkeit, mit der sie die stolze iranische Nation demütigten, der sie vorwarfen, zu dumm für den Aufbau eines Massenvernichtungs-Programms zu sein. "Wer jahrzehntelang rumforscht und bis heute keine handfeste Atombombe vorzuweisen hat, muss sich fragen lassen, ob er nicht besser andere Geheimforschung betreiben möchte. Ein geheimes Tulpenzüchtungsprogramm etwa oder was mit geflochtenen Körben", lautete die vernichtende Analyse.
Der Iran legte umgehend Beschwerde bei der UNO ein und spottete zurück, "von einem Land, das sein Schwulenproblem nicht in den Griff bekommt, lassen wir uns gar nichts sagen!" Wie es jetzt zwischen dem Iran und den USA weitergeht, steht in den Sternen. Fest steht nur, dass alle, die ihre Aktien in baldige Kriege, Putsche oder Aufstände investierten, ein ziemliches Verlustgeschäft gemacht haben.
Klima zu faul zum Wandel
Wo soll sich nun hinwenden, wer weiterhin an die Apokalypse glaubt? Es wird eng. Die Religion des Klimawandels beispielsweise kann zwar weiterhin mit PR-Aktionen punkten, und vor dem Brandenburger-Tor im Dunkeln stehen, aber weil die verdammten Eisbären einfach nicht totzukriegen sind, bekommt das Image der Gore-Fans nun die Risse, die eigentlich das grönländische Packeis bekommen sollte.
"Ich bin enttäuscht!", stellt ein Ex-Goreist fest, der ein Trikot der deutschen Nationalmannschaft trägt. "Mir wurde versprochen, dass Holland innerhalb der nächsten drei Jahre unter einer gigantischen Flutwelle begraben wird, darum hab ich hier mitgemacht. Und wie sieht die Realität aus? Die sind bei der EM 2008 dabei!"
Tatsächlich stellt sich das Klima langsam als Sicherheitsrisiko für die Klimawandler heraus. Immer öfter macht es, was es will, und nicht, was die Gläubigen erbeten. Regelmäßig fallen Hitzesommer ebenso aus wie winterliche Kälterekorde, und dass mehr Menschen glauben, dass der verheerende Tsunami von 2005 in New York von den Israelis und Amis mithilfe einer Bombenexplosion ausgelöst wurde und nicht durch den eigenen Zweitwagen, muss die ehrgeizige neue Bewegung verstören.
Neue Option: Schwule gefährden den Weltfrieden
Doch es gibt Hoffnung für alle, die weiter an den Untergang glauben wollen. Der Papst bietet eine neue Option an. Sie ist simpel, am iranischen Vorbild angelehnt und lautet: Die Schwulen gefährden den Weltfrieden, weil sie schwul sind. Damit könnte Benedikt XVI einen Glückstreffer gelandet haben. Leidet die katholische Kirche doch schon länger darunter, kein richtiges Feindbild mehr zu haben. "Weil man ja nix mehr gegen die Juden sagen darf!", wie der Papst in einem erfrischend offenen Skandal-Interview mit dem „Vanity Fair“-Skandal-Interviewer Horst Mahler berichtete.
Weiter erklärte er: "Die erste Form der Gemeinsamkeit zwischen Menschen ist die, welche aus der Liebe zwischen einem Mann und einer Frau hervorgeht." Dafür bekam er aus vielen Richtungen Respekt gezollt. "Also dafür, dass er über Beziehungen zwischen Männern und Frauen ja nur spekulieren kann, ist das schon ganz okay. Wobei aber keine Theorie darüber vollständig ist, in der meine Liebesgrotte nicht erwähnt wird", lobte Hugh Hefner. Auch der Redakteur eines Astrophysik-Magazins meldete sich zu Wort. "Wir mussten einmal einen Text vom Papst ablehnen, weil er über die Zukunft der Astrophysik schrieb und da eigentlich nicht viel Ahnung von hat. So ganz verstanden hab ich nicht, warum er sich dazu dann überhaupt äußern wollte, und als ich ihm dann höflich absagte, exkommunizierte er mich danach ebenso höflich. Trotzdem freut es mich, dass er jetzt doch ein Thema gefunden hat, mit dem er an die Öffentlichkeit gehen kann."
Friseur Roy ersetzt Judas
Wie ernst es dem Vatikan mit diesem neuen Projekt ist, wird klar, wenn man sich anschaut, was alles an Reformen ansteht. So verlieren die Juden nach zweitausend Jahren endgültig ihren Status als "Gottesmörder." In der nächsten Ausgabe des Neuen Testaments wird Judas nicht mehr vorkommen. Zukünftig heißt es: "Und ein duftender Mann, der eines Mannes Mann war, kam zu Jesus und gab ihm einen Zungenkuss und erfreute sich an diesem Kuss und auch des Mannes Mann erfreute sich daran und der Verräter nannte sich Roy der Friseur." An einer anderen Stelle heißt es: "Und groß war die Trauer der Menschen, als der Messias am Kreuze hing, doch die Männer, die Männer lieben, zogen durch die Straßen Jerusalems, und feierten das Martyrium unzüchtig mit den anderen Männern die Männer lieben. Und sie nannten diesen Frevel: Christopher Street Day."
Vielleicht werden sich tatsächliche Ex-Goreisten, frustrierte Irankriegs-Groupies und die paar alten Frauen, die sonntags noch die Kirche gehen, damit der Pfarrer etwas Gesellschaft hat, dafür begeistern können. Aber so sicher ist das nicht, denn die Inflation an Weltuntergangs-Utopien hat Spuren hinterlassen. "Die Leute sind nicht mehr so schnell zu begeistern", weiß Erich von Däniken, ein Verschwörungsexperte, der einst von seiner Mutter auf der Erde zurückgelassen wurde, und oft seinen Heimatplaneten Paranoid-XV 50 vermisst. "Früher reichte es, einfach zu sagen, dass der Nachbar im Keller an einem Monster bastelt, und die Leute bekamen Panik und griffen zur Mistgabel. Heute wollen sie Beweise, ob das überhaupt stimmt. Nicht, weil sie misstrauischer geworden sind, sondern weil die Auswahl größer ist, da wird man automatisch wählerisch. Ob die Schwulen ein gutes Thema sind, weiß ich nicht, da kann man gespannt sein... Gespannt kann man auch auf mein neues Buch sein, in dem ich nachweise, dass der Eifelturm von Außerirdischen gebaut wurde."
Wie geht es weiter? Kommen die apokalyptischen Reiter mit dem Auto? Können sie sich überhaupt das Benzin leisten? Fest steht: Al Gore wird sich warm anziehen müssen.
[Die Welt]
