Autor Thema: Mitbürger ...  (Gelesen 11845 mal)

Offline Micha

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Mitbürger ...
« am: 15. Oktober 2008, 10:56 »
lassen mich manchmal verzweifeln.

Das Haus, in dem ich grade verweile, hat zwei Kunden-Aufzüge. Beide werden Dank vorsintflutlicher Technik getrennt gesteuert. Auf jeder Etage sind natürlich Rufknöppe angebracht. Einen mit dem ich den Wunsch äußere nach oben zu fahren, einen für die gewünschte Fahrt nach unten. Beide zeigen als Bestätigung eine rote Hintergrundbeleuchtung an. Daraus folgt die normale Standard-Nutzung: ich wähle einen Aufzug aus und drücke den Knopf für die entsprechende Richtung und warte. Wie gesagt: normale Nutzung.

Hier aber herrscht Ungeduld: also werden an beiden Aufzügen die jeweiligen Drücker genutzt. Und der erste Aufzug genutzt. Prompt wird gleich in der nächsten Etage gehalten, da in dieser mit Sicherheit ein weiterer Fahrgast die gleiche Technik angewandt hat. Regelmäßig steigt dort aber keiner zu, da der andere Aufzug in dieser Etage wohl scheller da war. Kommentiert wird dies mit: "toll, da hat wieder einer nur aus Spass gedrückt!" ??? Die Transferleistung, dass jener die gleiche Technik anwandte, scheint nicht möglich zu sein. Geschweige denn die Erkenntnis, dass der andere Aufzug ja auch noch mal in die ursprüngliche Startetage muss, da er ja auch hier angefordert wurde. Von den Fahrgästen halt, die dort den erst besten genommen haben und sich grade aufregen.

Potenziert wird das ganze nun dadurch, dass der hier "normale" Fahrgast am Liebsten gleich beide Knöpfe benutzt: also sowohl den für nach unten als auch den für nach oben. Da keiner mitbekommt, dass draußen dann nur der für die momentane Fahrtrichtung des Aufzugs gültige Knopf erlischt, wird auch hier er nächst beste (ok, genau das ist er ja nicht) Aufzug geentert. Natürlich geht die Maulerei im Inneren gleich los: "toll, jetzt fahren wir wieder mal in die falsche Richtung". Kurze Zeit später hält der Aufzug auf dem Rückweg dann natürlich wieder in der ursprünglichen Startetage. Da die dort zugestiegenen Fahrgäste ihn ja selbst für diese Fahrtrichtung angemeldet haben! Kommentar: "toll, da hat wieder einer nur aus Spass gedrückt!" ???

Konsequenz des ganzen Prozedere: jeder Aufzug ist ständig unterwegs und hält in jeder Richtung in jeder Etage. In mehr als 50% der Fälle steigt keiner zu und aus! Und damit wird vom gemeinen Aufzugsfahrgast die schlüssige These aufgestellt: "diese Aufzüge sind unnutzbar".

Dazu kommt, dass es in jedem Aufzug nach Krankenhaus riecht, dass in jedem Aufzug die Luft schlecht ist und er sowieso zu langsam ist! Punkt!

Da ich meinen Mitnutzern ähnliche Erkenntnisse nicht (zumindest nicht vielen) zutraue, würde ich es für einen echten Verbesserungsvorschlag halten, die beiden Aufzüge zumindest zu synchronisieren. Dem allgemeinen Wohlbefinden würde es definitiv förderlich sein und diesen Aspekt sollte man in einem Krankenhaus doch nicht unterschätzen.
"Ich weiss, wo der Geist krepiert und wo sein Aas,
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Karl Kraus

Offline teehorscht

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Re: Mitbürger ...
« Antwort #1 am: 15. Oktober 2008, 15:44 »
Mein Vorschlag: "Nehmt die Treppe !!!"  :D
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Offline Micha

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Re: Mitbürger ...
« Antwort #2 am: 15. Oktober 2008, 16:55 »
Witzig sind auch die, die den Fahrstuhl nach unten rufen. Jener einer kommt (er hält ja eh auf jeder Etage, s.o.), ist aber augenscheinlich auf dem Weg nach oben - die Lampe hinter dem Knopf erlischt nämlich nicht. Man/frau steigt ein, fähr erstmal rauf und ... wundert sich auf dem Rückweg warum die Kiste wieder auf der Ausgangsetage anhält.  :knock:
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Karl Kraus

Offline Schiller

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Re: Mitbürger ...
« Antwort #3 am: 15. Oktober 2008, 18:28 »
Hier werden ja heute fundamentale philosophische Probleme aller Bürohochhäuser ausgewalzt  ;D
Micha, ich glaube, es wird Zeit, dass Du wieder aus dem Klinikum kommst. Sonnst drohen hier noch Abhandlungen über die diametralen Zusammenhänge zwischen der Temperatur des Krankenhausessens und der Entfernung der jeweiligen Station zur Küche  :clown:

Gute Besserung noch mal an dieser Stelle.

Ähnlich lustig sind natürlich auch Leute, die beim Einsteigen in eine S-Bahn die großen, deutlich lesbaren Schilder ignorieren, welche besagen, dass genau die Tür, vor der sie stehen, defekt und somit nicht zu öffnen ist.
Drei Haltestellen später wundern sich die selben Leute beim Versuch auszusteigen, dass besagte Tür von innen auch nicht zu öffnen ist...
Manchmal dürfen sie dann eine Haltestelle weiter mit fahren  :D
« Letzte Änderung: 15. Oktober 2008, 18:32 von Schiller »
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Offline Lille

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Re: Mitbürger ...
« Antwort #4 am: 16. Oktober 2008, 11:05 »
Die Aufzugshauptnutzungszeit ist übrigens direkt nach dem Frühstück. Da krückt und rollt der gemeine Raucher aus jeder Etage zum Fahrstuhl um seinen Gelüsten im Freien zu frönen. Nicht selten werden Gehhilfen auch als Waffen eingesetzt um einer der Ersten zu sein. In jeder Etage wollen auch welche zusteigen, das geht natürlich nicht und so ist die Stimmung im Allgemeinen schon früh um 8.00 ein Hexenkessel.
Der Barkeeper ist der Aristokrat der Arbeiterklasse, denn Alkohol ist der Ursprung und die Lösung sämtlicher Lebensprobleme!

Offline Rouge

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Re: Mitbürger ...
« Antwort #5 am: 16. Oktober 2008, 11:13 »
Also ich würde mal ein gutes Buch zur Ablenkung empfehlen.
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Ich kann immer nur eins Gleichzeitig.

Offline Micha

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Re: Mitbürger ...
« Antwort #6 am: 16. Oktober 2008, 11:30 »
Die Bücher hab ich schon alle gelesen. Werd hier eh gleich rausgeschmissen. Gibt nix zu finden.
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