Autor Thema: Japan  (Gelesen 9012 mal)

Offline Micha

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Japan
« am: 15. Juni 2007, 15:02 »
Geb ich mal weiter...




Konnichi wa...liebe Gruesse aus fernen Osten.

Seit rund zehn Tagen bewege ich mich inzwischen auf nordjapanischen Strassen durch unberuehrte Natur, menschenleere Gegenden, Baerenpopulationen und auch ein paar Doerfer und Staedtchen. Hokkaido ist das Outback von Japan - alles schoen gemuetlich, klein, ueberschaubar, eine ruhige Einstimmung auf Japan. Binnen weniger Tage beherrscht man fliessend die ueberlebensnotwendigen Saetze zur Nahrungsaufnahme, nach dem Weg fragen und Unterkunftssuche. Weitergehend wird es dann etwas zaeh mit der Kommunikation. Englisch ist hier weitgehend unbekannt. Immer wieder spannend, was einem dann ploetzlich serviert wird...Fisch in allen erdenklichen Varianten. Schoen ist, das man auf vielen Maerkten und Staenden alles probieren kann und sich langsam der Vielfalt des jap. Essens naehern kann (und sich wenn moeglich auch noch die Namen merkt, um das dann bein naechsten Mal ordern zu koennen).

Neben dem Bekanntwerden mit diversen jap. Angewohnheiten wie dem Baden, dem staendigen Schuhe wechseln, Essen, haeufigem Bedanken und Entschuldigen und Verbeugen, sehr grosser Hilfsbereitschaft gab es jede Menge schneebedeckte Berge, Schluchten, Wasserfaelle, Sumpfland, Baeren, die einem das Herumwandern verbieten, unglaubliche urwaldaehnliche Geraeusche, massenhaftes Froschgequake, Fische, die an Waeschespinnen getrocknet werden (ich dachte, dass sei wirklich fuer Waesche...)etc.

In der heutigen Nacht wird das Kapselhotel erprobt, bevor es morgen mit Zug und Faehre und dem Fahrrad im Schlepptau Richtung Tokyo geht. Bis auf wenige Ausnahmen begrenzt sich der Tourismus hier eindeutig auf Busladungen voller japanischer Schueler und aelterer Herrschaften, die - wie wir es kennen - Bilder von sich vor den jeweiligen Sehenswuerdigkeiten knipsen... und man selber wird dann auch gefragt, ob man nicht auch fotografiert werden moechte...

Es bleibt spannend.

Liebe Gruesse an alle Daheimgebliebenen
Almut
"Ich weiss, wo der Geist krepiert und wo sein Aas,
die Phrase, den Hyänen am besten mundet."
Karl Kraus

Offline Micha

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Re: Japan
« Antwort #1 am: 24. Juni 2007, 14:38 »
Konnichi wa!

Nach knapp einer Woche in Tokio versuche ich mich in Kiotos Zengaerten und Tempeln zu regenerieren - die sind natuerlich auch nicht wesentlich leerer als die Strassen Tokios. Und es regnent heute in einem durch. Wenn das mal nicht so weitergeht...

Tokio ist einfach unbeschreibbar. In allen Dimensionen mega, alles ist groesser, voller, bunter, kleiner, dichter, hoeher und was auch immer. Vom ungefaehr 45. Stock des Tokioter Rathauses kann man einen Blick auf die nicht endende Stadt werfen und bei klarem Wetter auch den Fuji sehen. Ueber die Shopping- und Konsumfreude vor allem der Japanerinnen kann man sich schon wundern, die Maenner tauchen lieber in die Spielhoellen und die Electric City ab. Oder sie lassen ihre Frauen in einer der italienischen Renaissance nachempfundenen Mall shoppen und probieren selber in der daneben liegenden Toyotacity (oder war es Nissan oder sowas?) die neuesten Wagen aus. Wer anfaellig fuers Shoppen ist - Vorsicht! Die Verfuehrung ist verdammt gross.

Und die Touristen laufen sich die Fuesse platt...um z.B. die Thunfischauktion auf dem Fischgrossmarkt morgens frueh zu erleben und den Tag mit einem anstaendigen Sushi zu beginnen.
Daneben gibt es auch alles in ganz klein. Lokale, in denen man mehr auf der Strasse als drinnen sitzt, Minihaeuser, die nicht zu finden sind, Strassen, wo kein Auto durchpasst, Blumenbeete vor der Tuer und Millionen von Fahrraedern. Radeln in der Stadt hat durchaus seinen Reiz...auch wenn man 20, 30 km faehrt und faehrt und die Hochhaeuser und Shops wollen nicht aufhoeren. Dafuer stoeren die Radfahrer hier weder rote Ampeln, gegen den Verkehr fahren oder Fussgaenger auf dem Gehsteig. Da passt man sich doch gerne schnell an.

Beim Essen probier ich mich so durch und lasse mich aufgrund geringer Japanischkenntnisse doch des oefteren ueberraschen. Erstaunlich, was alles essbar sein kann...

In der Hoffnung, dass es hier nicht nur mit Regenzeit weitergeht -
liebe Gruesse aus Kyoto

Almut
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Karl Kraus

Offline Micha

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Re: Japan
« Antwort #2 am: 10. Juli 2007, 20:15 »
Hallo Ihr Lieben.

Nachdem ich inzwischen auch die japanische Gastfreundschaft kennenlernen durfte, die in einem Familienausflug incl. Hund endete und fuer einen Tag Herr eines japanischen Hauses sein durfte, bin ich vor dem Regen auf eine (fast) einsame Insel ganz im Sueden Japans gefluechtet. Yakushima. Beruehmt fuer mysthische, alte Zedernwaelder und dass hier genauso viele Affen wie Einwohner leben. Ein Teil (des Waldes) ist benannt nach einem Manga, wodurch der Wald unter anderem seine Beruehmtheit (und sein Weltkulturerbestatus?!) erreicht hat. Man kommt sich vor wie in Herr der Ringe oder so aehnlich, und angesichts der Geraeusche manchmal auch etwas froestelnd...
Spezialitaet sind fliegende Fische hier...die sind aber noch nicht auf meinem Teller gelandet. Aber auch der andere Fisch ist wieder mal ein Gedicht!

So langsam kuendigt sich das Ende der Reise an und ich kann nicht verhehlen, dass ich mich darauf freue, wieder etwas mehr der gesprochenen Sprache (ganz abgesehen vom Geschriebenen) zu verstehen, kein Fernsehen mitsehen zu muessen (selbst in manchem Onsen\Spa ist man davor nicht sicher!) und mal ganz klassisch Fleisch mit Kartoffeln und Gemuese essen zu duerfen - mit Messer und Gabel (naifu & forku) wenn`s geht!

subtropische Gruesse ins glaube ich gehoert zu haben auch nicht viel trockenere Europa

Almut
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